Die goldene Kugel in der Wiener Schneekugel
Das zweitbeliebteste Wahrzeichen Wiens gibt es To-Go. Wir haben das Familienunternehmen der Prezys besucht und sie bei der Fertigung der bekannten Wiener Schneekugeln begleitet.
Die Spittelau gibts jetzt auch als Schneekugel
Die Abfallverwertungsanlage Spittelau gibt es als Schneekugel zu kaufen. Der Turm mit der goldenen Kugel darf dabei natürlich nicht fehlen. Die Spittelau-Schneekugeln kann, solange der Vorrat reicht, in unserem Shop in der Spittelauer Lände 45, 1090 Wien (ServiceTreff der Wiener Stadtwerke) gekauft werden.
Tipp: In der Wien Energie Vorteilswelt wird im Winter öfters eine Schneekugel verlost.
Wiener Schneekugel für Ganzjahresschnee
Die ganze Welt kennt die berühmten Wiener Schneekugeln, aber nur die Familie, die sie herstellt, kennt ihr größtes Geheimnis.
Als Erwin Perzy die Schneekugel erfand, war er 20 Jahre alt und schwer enttäuscht. Er hatte eine Glühbirne erfinden wollen, die das Licht in den Operationssälen im Jahr 1900 heller machen sollte. Perzy war Mechaniker für Chirurgieinstrumente. Durch eine gläserne, mit Wasser gefüllte Schusterkugel wollte er die Glühbirnen seiner Zeit verstärken und als das allein nichts half, gab er reflektierende Glasspäne dazu. Das half auch nichts, aber es sah schön aus: Denn es wirkte, als würde es in der Kugel schneien. Die Wiener Schneekugel ist heuer also schon 120 Jahre alt.
In vierter Generation leitet Sabine Perzy das Unternehmen mit 12 Mitarbeiter*innen. Auch die zweite Frau ihres Vaters, Erwin III., arbeitet nach wie vor mit.
"Jede Schneekugel wird in Handarbeit angefertigt, daher ist jede Kugel so einmalig wie eine einzelne Schneeflocke."
Wie die Wiener Schneekugel das erste Mal schneite
Wobei die erste erfolgreiche Schneekugel gar nicht sehr wienerisch aussah: Ein Freund des Unternehmensgründers hatte einen Verkaufsstand in Mariazell und bat Erwin Perzy, doch eine Kugel mit der Wallfahrtskirche als Figur zu machen.
Die Konkurrenz in Mariazell verkaufte vor allem Kerzen, die Kirche aus Zinn war etwas Besonderes. Mariazell im Schnee wurde also zum ersten großen Erfolg der Wiener Schneekugelmanufaktur.
Schneefall auf (3D)-Druck
Früher wurde das Innenleben der Glaskugeln händisch hergestellt. Erwin Perzy hat seine Figuren für das Innenleben noch aus Zinn gegossen und dann gefräst und geschnitzt. Heute setzt das Unternehmen bei Kleinserien auf den 3D-Druck. Im ersten Schritt erstellt ein Zeichenprogramm die Figuren für Spezialanfertigungen. Aus den Daten entsteht dann, drei bis vier Stunden später, die kleine Figur. 3D-Druck ist vielseitig einsetzbar. Nicht nur bei Schneekugeln, sondern auch beim Druck von speziellen Ersatzteilen.
Die Handbemalung wird heute, wie damals eingesetzt. Selbst bei der Produktion von so etwas Traditionellem wie der Schneekugel spielen also technische Neuerungen eine Rolle. Nach dem Zweiten Weltkrieg investiert Erwin II. in eine Kunststofftechnik, die das Löten der Teile aufhob und es durch ein Spritzgussverfahren ersetzte.
Wiener (Schneekugel) Originale
Rund 100 Schneekugel-Modelle besitzen die Perzys heute, aber für Sonderanfertigungen ist immer Zeit. Der geheimnisvolle 3D-Drucker ist dabei eine große Hilfe. Das größte Geheimnis aber ist der Schnee in den Kugeln, der laut den Perzys konkurrenzlos schön langsam rieselt. So schön langsam, dass auch billige Imitate einfach nicht mithalten können. Weil Grieß sich nach einer gewissen Zeit zersetzt, setzen die Perzys auf eine Mischung aus Hartwachs und Magnesium. Den Rest weiß nur die Familie Perzy, Schneekugelmacher aus Wien-Hernals.