Was ist Fernwärme?
In Wien werden 440.00 Haushalte mit Fernwärme beheizt. Aber was genau ist eigentlich Fernwärme und wie kommt sie in die Wohnzimmer der Wiener*innen?
Insgesamt 440.000 Haushalte und 7.800 Großkund*innen werden von uns mit Fernwärme versorgt. Aber was ist Fernwärme überhaupt und wie kommt diese zu euch ins Wohnzimmer? Wir haben die wichtigsten Punkte für euch zusammengefasst:
Wie funktioniert Fernwärme?

Unter Fernwärme versteht man generell die zentrale Versorgung von Wohngebäuden oder öffentlichen Gebäuden mit Heizwärme und Warmwasser über Liegenschaftsgrenzen hinweg. Die Wärme wird über Rohrleitungsnetze von den Versorgern, meist Heizkraftwerke, über Pump- und Übergabestationen an die Verbraucher*innen geliefert. Diese Verbraucher*innen befinden sich meist in einem Umkreis von circa 20 Kilometern Entfernung vom Kraftwerk, da der Transport der Fernwärme ab einer gewissen Rohrleitungslänge ineffizienter wird.
Bereits die Römer*innen haben heißes Wasser aus Thermalquellen über Rohleitungen zu Gebäuden transportiert, um diese zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches geriet die Fernwärme allerdings für mehrere Jahrhunderte in Vergessenheit. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten zunächst die Amerikaner*innen den Reiz des Transports von Wärme über ein Leitungsnetz wieder für sich. In dichtbesiedelten Städten wurden Fernwärmesysteme installiert, um die Brandgefahr durch offene Feuer und die damit verbundene Luftverschmutzung zu reduzieren. In Wien gibt es seit 1963 Fernwärme. Mit der Inbetriebnahme der Abfallverwertungsanlage am Flötzersteig wurde eine weiter Energiequelle erschlossen.
Wie kommt die Fernwärme in die Haushalte?
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Der Großteil unserer Fernwärme stammt aus der Müllverbrennung, Abwärmenutzung und hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Genauer gesagt: Wir nehmen die Wärme da, wo sie nicht mehr gebraucht wird oder produzieren sie in unseren Wärmekraftwerken und schleusen sie dann in unser Fernwärmenetz ein.
In Wien sind heute vier thermische Abfallverwertungen im Einsatz. Die Anlagen Spittelau, Flötzersteig, Simmeringer Haide und Pfaffenau verwerten jährlich rund 900.000 Tonnen Abfall, Sondermüll und Klärschlamm. Die dabei gewonnene Wärmeenergie wird ganzjährig in das Fernwärmenetz eingespeist. Alle vier Standorte produzieren zusammen rund 1,5 Mio. Megawattstunden Fernwärme pro Jahr. Diese Fernwärme, das heiße Wasser, wird über das Verbundnetz der Wiener Netze mit hohem Druck und hohen Temperaturen in Wien verteilt. Rund ein Drittel der Wiener Haushalte wird schon heute mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt.
Nutzen was sonst verpuffen würde

Kreislaufwirtschaft funktioniert nicht nur beim Recyclen von Produkten, sondern auch bei Restwärme oder Abwärme. Bei gewerblichen und industriellen Prozessen entsteht oft Abwärme, die als Energiequelle für Heizungen oder die Erzeugung von Warmwasser genutzt werden kann. Beispielsweise beim Betrieb von Rechenzentren oder im Kühlkreis. Die Nutzung dieser Wärme ist klimafreundlich und ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Wärmewende.
Für die Abwärmenutzung braucht es eine Wärmepumpe oder einen Wärmetauscher – je nachdem, welche Temperatur die Ausgangsquelle hat. Aus der Energiequelle wird dann die Restwärme entzogen, mit der Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau gebracht und anschließend weiterverteilt. Gerade in diesem Bereich gibt es große technologische Fortschritte. Am Gelände der ebswien Kläranlage in Simmering entsteht derzeit eine der größten Großwärmepumpen Europas. Sie soll im Vollausbau 2027 bis zu 112.000 Haushalte, das entspricht circa der Größe von Linz, über das Fernwärmenetz mit umweltfreundlicher Wärme versorgen.
Ähnlich funktioniert es auch bei der Therme Wien in Oberlaa. Dort wird die Abwärme des Thermalwassers genützt, um 1.900 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen. Und auch die UNO-City ist in den großen Plan eingebunden. Hier wird die Abwärme, die bei der Kühlung des Gebäudes entsteht, zur Wärmeerzeugung genützt. Sie wird in die Fernwärme eingespeist und an die Kunden weiterverteilt. Seit 2016 ist auch die Manner-Fabrik ein Teil des Fernwärme/Fernkälte-Netzes von Wien Energie. Hier wird die Abwärme aus dem Backprozess direkt in das lokale Fernwärmenetz eingespeist. Davon profitieren 600 Haushalte und Betriebe in der Nachbarschaft.
Kosten für Fernwärme

Die Kosten für die Fernwärme werden nach einem verbrauchsabhängigen Abrechnungssystem berechnet. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Erklärung, wie die Abrechnung funktioniert:
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Messung des Gesamtverbrauchs:
Jedes Gebäude hat einen Großwärmezähler, der die Gesamtmenge an gelieferter Wärme für das gesamte Gebäude misst. Diese Gesamtmenge dient als Grundlage für die Abrechnung und wird auch in der Abrechnungsübersicht angegeben.
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Verbrauchsanteile pro Nutzungsobjekt:
Innerhalb des Gebäudes werden in den einzelnen Nutzungsobjekten (Wohnungen, Büros, Geschäfte) Verbrauchsanteile bzw. Teilstriche gemessen. Die Messung erfolgt oft durch separate Wärmezähler oder Heizkostenverteiler, die den individuellen Verbrauch pro Einheit ermitteln.
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Berechnung des Verbrauchs pro Teilstrich:
Um den Verbrauch jedes Objekts bzw. jeder Wohnung zu ermitteln, wird die gesamt gelieferte Wärmemenge durch die Summe der Verbrauchsanteile (Teilstriche) in allen Nutzungsobjekten geteilt. Dadurch erhält man die Wärmemenge, die auf einen Teilstrich entfällt.
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Preis pro Teilstrich:
Der Preis pro Megawattstunde (MWh) wird mit der Wärmemenge pro Anteil (Teilstrich) multipliziert, um den Preis pro Teilstrich zu berechnen.
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Verbrauchsabhängige Abrechnung:
Der Preis pro Teilstrich wird dann mit den gemessenen Verbrauchsanteilen für jedes Nutzungsobjekt multipliziert. Dadurch erhält man den verbrauchsabhängigen Betrag für die Heizung eines jeden Objekts.
Zu den verbrauchsabhängigen Kosten kommen dann noch der Grundpreis für Raumheizung, die Warmwasserkosten, die Umsatzsteuer sowie Kosten für Kaltwasser und die Kanalgebühren hinzu. Wir haben in einem Blogbeitrag alles Infos zur Fernwärmeabrechnung für dich gesammelt.
Wie sieht die Zukunft von Fernwärme aus?
Mit über 1.300 Kilometern Länge ist das Wiener Fernwärmenetz eines der größten Europas. Wien Energie versorgt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkund*innen mit Fernwärme und spart jährlich über 1,5 Millionen Tonnen CO2. Gut die Hälfte der Wiener Fernwärme stammt aktuell aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, die andere Hälfte aus industrieller Abwärme, Müllverbrennung, Biomasse, Erd- und Umgebungswärme sowie zu einem kleinen Teil aus Heizkraftwerken. Bis 2040 wollen wir die Fernwärme komplett mit Energie aus erneuerbaren Quellen betreiben. Damit die Fernwärme komplett CO2-frei wird, gibt es zwei strategische Stoßrichtungen: Die Nutzung von vorhandener Abwärme und Geothermie. In Zukunft wird auch vermehrt auf Großwärmepumpen gesetzt.