Von der innovativen Idee zum Businessmodell: Smart Drone Inspection
Immer häufiger finden Drohnen professionellen Einsatz in der Industrie. Gerade im Feld der Inspektion sind diese sehr willkommen, da die Anlagenstillstandszeiten reduziert und lange Ausfallzeiten vermieden werden können.
Seit der Wien Energie Innovation Challenge im Jänner 2017 wird bei uns an der sogenannten „Smart Drone Inspection“ gearbeitet. Nach mehreren erfolgreichen Pilotversuchen an Windkraftanlagen werden mittlerweile auch innerstädtische Photovoltaikanlagen und Kraftwerkskamine inspiziert. Aber das war noch lange nicht alles.
Um zu erfahren, wo das Projekt gerade steht und wie sich das Ganze entwickelt, haben wir das Projektteam Michael Elias und Patrick Enzinger an ihrem neuen Arbeitsplatz bei WeXelerate besucht und sie zu ihrer Innovation befragt.
Kurz zum Projekt: Wie kam es zur Idee und wie habt ihr gestartet?
Enzinger: Die Idee wurde beim Scouting der potenziellen Start-ups für die Wien Energie Innovation Challenge geboren. Das Ziel war es, die angewendeten Technologien der Start-ups Skyability und Birds.ai sinnvoll zu kombinieren und mit dem Instandhaltungs-Know-how von Wien Energie zu vereinen. Daraus eine Dienstleistung zu schaffen, war von Anfang an das Ziel.
Der offizielle Startschuss wurde nach der dreitägigen Innovation Challenge gestartet. Nach dem Pitch vor den Geschäftsführern und Abteilungsleiter*innen konnten wir bereits zu Beginn überzeugen. Im ersten Schritt haben wir uns für vier interne Pilotprojekte im Bereich der erneuerbaren und konventionellen Energieträger entschieden.
Diese vier ausgewählten Projekte umfassten die Inspektion von Kaminen, Fernwärmenetzen, Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Die Eingrenzung war wichtig, um sich nicht gleich zu Beginn des Projektes in den Anwendungsfeldern zu verzetteln, denn dass die Anwendung grenzenlos ist, war schnell klar.
Ihr beide seid seit Beginn des Projekts maßgeblich an der Weiterentwicklung beteiligt. Wie setzt sich das Projektteam aktuell zusammen?
Enzinger: Das Projekt ist im Geschäftsfeld Anlagenservice bei Wien Energie angesiedelt, wo auch die Forschung und Entwicklung in den einzelnen Use Cases stattfindet. Parallel zu den laufenden Projekten wird natürlich ständig nach neuen Anwendungsfällen Ausschau gehalten.
Hier nutzen wir auch das Know-how unserer Schwesterunternehmen im Wiener Stadtwerke Konzern. Gerade bei den Wiener Netzen gibt es zahlreiche Anwendungsfälle, die künftig spannend sein werden.
Elias: In dem Projekt Smart Drone Inspection arbeiteten wir aktiv mit den drei Start-ups Skyability, Birds.ai und Robimo zusammen. Dabei waren Skyability und Birds.ai von Anfang an dabei. Seitens Wien Energie sind wir als Projektleiter die Einzigen, die Vollzeit am Projekt arbeiten. Für die Markteinführung bekommen wir zusätzlich externe Unterstützung von der Wirtschaftsuniversität Wien im Rahmen des Studiengangs E&I Business. Sie helfen uns bei der Beurteilung des Marktpotenzials und der Markteintrittsbarrieren für die Smart Drone Inspection.
Was waren bisher die größten Meilensteine?
Elias: Der erste und zu Beginn wichtigste Meilenstein war natürlich der Pitch vor der Wien Energie-Geschäftsführung. Hier haben wir die ersten Details zum Projekt geklärt und auch den Business Case vorgestellt. Ohne dieses „GO“ wäre das Projekt gar nicht erst ins Laufen gekommen. Danach war der Kooperationsvertrag mit den Start-ups Skyability und Birds.ai ein weiterer wichtiger Punkt. Auch wenn sich das „nur“ nach einem Vertrag anhört, war hier sehr viel Feingefühl und Sensibilität gefragt.
Als Wien Energie mussten wir auch erst mal lernen, wie sich Start-ups nicht nur in der Zusammenarbeit unterscheiden, sondern auch, welche Unterschiede es bei den vertraglichen Vereinbarungen gibt. Wir haben jedoch rasch eine Lösung gefunden, um hier zu einem fairen Kooperationsvertrag zu kommen.
Derzeit sind wir an einem sehr wichtigen Meilenstein angelangt, da wir bereits erste Kund*innengespräche führen, schließlich ist das Ziel, die Technologie nicht nur für Wien Energie intern zu nutzen und so hausinterne Prozesse zu optimieren, sondern auch, sie als externe Dienstleistung zu verkaufen.
Im November seid ihr bei WeXelerate, dem größten Start-up-Hub Mitteleuropas, eingezogen und nutzt seither die Möglichkeit, euch auch mit anderen Start-ups auszutauschen, um das Projekt voranzutreiben. Wo liegen eurer Meinung nach bisher die größten Vorteile?
Enzinger: Natürlich ganz klar in der Infrastruktur. Wir haben bei WeXelerate schon sehr viele Start-ups kennengelernt. Dieser Austausch ist viel wert und bringt immer neue Denkanstöße. Konkret war auch ein Start-up dabei, das uns jetzt bei der Umsetzung des Projektes unterstützt.
Mit ihrer Hilfe können wir unser bestehendes Projekt „Kamininspektion“ weiterentwickeln. Die Trainingsmöglichkeiten, die uns durch die MentorInnen bei WeXelerate zur Verfügung gestellt werden, tragen auch dazu bei, dass wir unsere Skills laufend erweitern.
Welche Start-up-Kooperationen sind derzeit für Wien Energie besonders interessant?
Elias: In unserem konkreten Fall handelt es sich um die Start-ups Skyability, Birds.ai und Robimo. Mit Skyability und Birds.ai arbeiten wir schon seit der Innovation Challenge aktiv zusammen. Robimo haben wir erst hier bei WeXelerate kennengelernt. Sie helfen uns vor allem auch bei der Weiterentwicklung des Projekts in Bezug auf die Bildverarbeitung.
Hier können sie uns mit ihrer Technologie optimal unterstützen. Auf diese Möglichkeit der Zusammenarbeit sind wir erst in intensiven Gesprächen gekommen, denn häufig treffen wir auf Start-ups, die uns ihre Lösungen vorstellen, aber noch nicht genau wissen, für welche Firmen das überhaupt interessant sein könnte. Wir können hier häufig auch Einsatzfelder aufzeigen. Denn wir kennen die konkreten Gebrauchsfelder bei Wien Energie, so tiefe Einblicke bekommen externe Unternehmen gar nicht.
Hier findet also auch eine optimale Ergänzung zwischen internem Wissen und externer Expertise statt, um neue Technologien auch tatsächlich zur Anwendung zu bringen.
Wo seht ihr über dieses Projekt hinaus Potenzial der Drohnentechnologie?
Enzinger: In dieser Technologie liegt natürlich sehr viel Potenzial. Um es jedoch auf unser Projekt zu konkretisieren, fällt mir speziell die Zustandsbewertung von Gebäuden und Gebäudedächern ein. Für unsere Schwesterunternehmen als auch für die Stadt Wien sind das sehr spannende Anwendungsgebiete.
Hier sind wir bereits in Workshops, um Anfang 2018 in eine erste Testphase zu gehen. Auch die Inspektion von Freileitungen im Bereich der Masten und Seile hat viel Potenzial.
Und als abschließende Frage: Was sind die nächsten Schritte?
Die nächsten Schritte sind die Markteinführung von Smart Drone Inspection und die Zertifizierung der Wertschöpfungskette durch den TÜV Austria. Gerade die TÜV-Zertifizierung ist ein weiterer wesentlicher Meilenstein und wichtig für die Qualität der Dienstleistung. Denn diese garantiert unter anderem, dass die Daten nicht manipulierbar sind.
(Das Interview wurde 2018 durchgeführt.)